Als „Bildsammlerin“ greife ich immer dann zur Schere, wenn ein Motiv einen Impuls in mir auslöst – in Katalogen, Zeitschriften, Büchern oder Flyern. Die gesammelten Bildfragmente – Ausschnitte unserer medialen Realität – sind das „schlummernde Potential“, das durch einen kombinatorischen Prozess der Verschiebung, Umstellung und Neuanordnung mit Sinn aufgeladen wird. Collage wird zum Medium der Selbstreflexion: Es entstehen imaginäre Räume, die autobiographische Erinnerungen zutage fördern, ebenso wie „Zeit-Collagen“, die meine Gefühlslage über den Zustand unserer Welt transportieren. In neueren Arbeiten ist noch mal mehr die optische Fülle betont: Diese „Studien der Sinnlichkeit“ zeigen eine Hinwendung zur Materialästhetik, zu Mustern, Rhythmen und Strukturen, zu raffiniert nuanciertem Farbenspiel. Die Formfindung wird zum „Gefühlsstrom“.
Die Initialzündung für mein spezielles Interesse an der Collage geht auf die Jahre 1989/1990 zurück, als ich Hannah Höch entdeckte (Meisterhafte Ausstellung im Gropiusbau). Meine ersten Arbeiten, die Kalenderblätter ‑gewidmet meinem Vater- lassen sich als Erinnerungscollagen bezeichnen. Später entstehen Zeitcollagen (wie die Arbeit „Brexit“ oder „Coronajahr“) oder ein individualisiertes Biografienarrativ von 7 Arbeiten in 2020.
In meiner Tätigkeit als Oberärztin in der Kinder- und Jugend-psychiatrie nehme ich viele Eindrücke aus der Gesellschaft auf und kann diese über diese Bildarbeit verarbeiten und prozessieren. Das Thema menschliche Kommunikation spielt dabei eine große Rolle.
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